Wie ihr sicherlich bereits wisst, war Stoff im Mittelalter ein kostbares Gut. Die Produktion war mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden und dementsprechend sorgsam wurde mit dem fertigen Stoffballen umgegangen:  Kleidung wurde möglichst sparsam zugeschnitten, bei Bedarf umgenäht und generell bis zum letzten Fetzen verwertet. Auch die Stoffreste, die beim Zuschnitt anfielen, fanden noch ihre Bestimmung. Jene, die zu klein waren, um noch zu Kinderkleidung vernäht werden zu können aber qualitativ zu gut, um sie dem Lumpensammler zu übergeben, wurden gerne für OPUS CONSUTUM verwendet. Bei dieser Applikationtechnik wurden Figuren und Motive aus angefilztem Wollstoff zB Loden ausgeschnitten und mit Überwendlingsstichen auf einen Grundstoff aufgenäht. So wurden die Motivränder gleichzeitig vor dem Ausfransen geschützt. Auch eine Versäuberung der Stoffränder mit Knopflochstich oder der Schutz durch aufgenähte vergoldete/versilberte Lederstreifen oder mitgefasste Kordeln war gängig. Mit dieser Technik konnten relativ schnell religöse wie profane Wandteppiche, Pferdeüberwürfe, Fahnen oder Polster gefertigt werden. 

As you certainly know, fabric was a valuable thing in medieval times. As its production consumed lots of time and effort , the finished material was used thoughtfully: clothing was cut economically, adapted and re-used and even the scraps had their purposes. The bigger ones were sewn into children’s clothing or other small items, the shredds were sold to the ragpicker and the small, but fine ones were given a new life – as part of an OPUS CONSUTUM embroidery. This technique is more appliqué than „real“ embroidery and was used to produce wall hangings, horse coverings, flags or pillows.
Basically, non-fraying wool fabrics were cut into the required pieces and sewn onto a background fabric with whip stitches. Sometimes the edges were additionally decorated with gilded/silvered leather strips or pieces of cord. Alternatively, blanket stitch could be used to protect the edges.

Nachdem das Motiv auf den Hintergrundstoff übertragen wurde, werden die Wollstoff-Reste in die benötigte Form geschnitten. Anschließend werden sie mit kleinen Überwendlingsstichen aufgenäht. Der Nähfaden muss dabei nicht zur Stofffarbe passen.
After the pattern was transferred to the background fabric the application pieces are cut to match their designated area and secured onto the fabric with whip stitches. The sewing thread does not need to match the fabric color.

Kleiner Tipp am Rande: Das Motiv mit Stecknadeln festheften, damit es nicht verrutschen kann. Dann klappt der Überwendlingsstich gleich viel besser.
Don’t forget to fix your pieces with lots of pins to prevent them from sliding. It makes working the whip stitches so much easier.

Nebeneinander liegende Teile können auch gemeinsam angenäht werden.
Adjoining pieces can also be secured in one go.

Nachdem alle Teile an Ort und Stelle angenäht sind, ist es Zeit für die Details.
After all the pieces have been applied, it’s time for some details.

Für die Linien kann Stilstich, Spaltstich oder ein Kettenstich verwendet werden. Hier wurden diese Stiche kombiniert, um es interessanter zu gestalten. Am besten funktioniert es übrigens mit einem dünnen, verzwirnten Wollfaden.
The details are embroidered with a mix of stem stitch, split stitch and chain stitches to make it more visually interesting. This works best with thin 2-plied wool threads.

Et voilà – fertig ist das Opus Constum Stück nach der Motivvorlage aus dem Luttrell Psalter (14. Jahrhundert, England).
Et voilà – the Opus Consutum piece with beasts from the Luttrell Psalter (14th century, England) is finished!